Mittwoch, 14. Oktober 2009

Herr Trinkaus

Herr Alexander Trinkaus litt an einer äußerst seltsamen Krankheit. Er konnte kaum noch sprechen, denn immer wenn er seinen Mund öffnete, und darum kommt man ja beim Sprechen kaum herum, kamen die seltsamsten Dinge heraus.
Neulich beim Dallmayer an der Kasse, als er die Kassiererin begrüßen wollte, entwich seinem Mund doch tatsächlich eine junge Fledermaus, die sofort zu einem kleinen Rundflug startete, und sich anschließend kopfüber an die Decke hängte, um wie bei Fledermäusen so üblich, ihre Gliedmaßen neu zu sortieren.
Die Dame an der Kasse zeigte sich in keiner Weise überrascht, schließlich kannte sie Herrn Trinkaus bereits seit mehreren Jahren. Umso überraschter zeigte sich aber die wartende Schlange hinter ihm. Ungläubiges Staunen wechselte mit aggressiven Buhrufen. Ein alter Bayer grantelte nur trocken: „Jetzt geht’s aber los. Ja, wo samma denn? Mir san doch net im Tierpark… oder was!“

Obwohl Herr Trinkaus schon seit geraumer Zeit an dieser seltsamen Krankheit litt, war es ihm doch immer wieder sehr peinlich, da er ja nie wusste, was als Nächstes aus seinem Mund herauskommen würde. Manchmal hing es auch davon ab, was er gerade dachte. Doch an eine Fledermaus hatte er jetzt im Moment eigentlich nicht gedacht. Die kam aber wahrscheinlich deswegen, weil er gestern Abend noch einen Film über Peru angeschaut hatte, wo unter anderem Höhlen zu sehen waren, in denen es von Fledermäusen nur so wimmelte. An manchen Tagen war es besonders schlimm. Da kamen Kängurus, Zebras und sogar afrikanische Wildhunde aus seinem Mund. Letzten Dienstag war sogar ein Fesselballon mit dabei, der sofort zu einer Sightseeing-Tour startete.
Doch das mit der Fledermaus beunruhigte Herrn Trinkaus derart, dass er es vorzog, wieder mal seinen Arzt aufzusuchen.

Herr Dr. Tischbein setzte sich sofort an seinen Computer und rief den Ordner Trinkaus auf, um sich danach sofort wieder Herrn Trinkaus zu zuwenden. An der rechten Schläfenseite verfügte Herr Trinkaus über einen komfortablen USB Anschluss und an dieser Schnittstelle stöpselte Dr. Tischbein erstmal das Netzkabel ein, um den aktuellen Status von Herrn Trinkaus überprüfen zu können.
Nachdem er den Task-Manager aufgerufen hatte, erschrak Dr. Tischbein, denn er erkannte sofort, dass einige unbekannte Anwendungen im Gehirn von Herrn Trinkaus installiert waren. Daraufhin startete er sofort einen seiner besten Cleaner und entfernte jegliche Art von schädlicher Software. „Herr Trinkaus ich mache jetzt einen Neustart in ihrem System. Das kennen sie ja, ist ja nicht das erste Mal!“
„Machen sie nur, Herr Doktor. Hauptsache es kommt keine Fledermaus mehr aus meinen Mund. Die Leute erschrecken sich immer so bei Fledermäusen. Wissen sie!“
„Mal sehen“, antwortete Dr.Tischbein. „Garantieren kann ich natürlich nichts, aber ich werde mein Bestes tun.“
Und tatsächlich. Nach dem Neustart fühlte sich Herr Trinkaus deutlich besser. Anschließend erstellte Dr.Tischbein wie es sich gehörte, auch noch ein induktives Synapsen - Protokoll. Damit war der Patient wieder auf dem neuesten Stand.
Als die Sprechstundenhilfe Herrn Trinkaus allerdings die Rechnung präsentierte, öffnete dieser vor Schreck seinen Mund, und im selben Augenblick fiel ein kleiner Silberrücken heraus.
Der Gorilla war ca. acht Zentimeter hoch und war, so wie es schien, in einem leicht aggressiven Zustand. Er brüllte lauthals herum, zog die Sprechstundenhilfe an ihren langen Haaren und beruhigte sich erst als Dr.Tischbein ihm ein kleines Stück Banane anbot. Alle lachten schließlich herzhaft über den kleinen Zwischenfall und Herr Trinkaus machte sich anschließend mit Hilfe seines Kreiselkompasses auf den Weg zum Stammtisch im Hofbräukeller. Dort angekommen, erwartete man ihn schon ungeduldig. Denn wie immer, war für Mittwoch 15 Uhr eine Wattrunde angesagt. Für alle die es nicht wissen, Watten ist ein Kartenspiel und sehr beliebt in Bayern.

Mit von der Runde waren heute Bin Laden Dr. Stoiber und Heiner Geißler. Dr. Stoiber beneidete insgeheim Bin Laden, da der ja mit zahlreichen Leibwächtern gekommen war. Aber seit dem Dr. Stoiber nicht mehr im Amt war, musste er auf solch imposante Entourage verzichten. Nachdem die Leibwächter Herrn Trinkaus nach Waffen durchsucht hatten, durfte er sich endlich zu seinen alten Schulspezln setzen. Alle drei begrüßten ihn freudig und man begann sofort mit dem Spiel. Heiner Geißler in seiner loyalen Art mischte die Karten und legte sie dann vor Bin Laden.
„Abheben“, sagte Heiner Geißler und Bin Laden hob ab.
„Allah ist groß!“ schrie Bin Laden plötzlich auf, denn er hob die gesamte Maschine ab. Das heißt die höchsten Karten die es überhaupt gibt.

Allen am Tisch fiel die Kinnlade herunter, was bei Herrn Trinkaus zur Folge hatte, das ein zehn Zentimeter kleiner Adolf Hitler aus seinem Mund herauskrabbelte sowie ein Erdmännchen ein Goldhamster und ein Ameisenbär. Hitler drehte dem Erdmännchen erst mal den Hals um, faselte irgendetwas von mit Stumpf und Stil ausrotten und warf dann das tote Erdmännchen im hohen Bogen hinter sich, direkt in das Weißbierglas von Bin Laden.
Das war zuviel. Zwei Leibwächter stürzten herbei. Der eine schnappte sich sofort das Weißbierglas von Bin Laden, der andere packte den tobenden Hitler am Haarschopf und steckte ihn in eine mitgebrachte Plastiktüte.
Die Bedienung eilte herbei, stellte Herrn Bin Laden erneut ein herrlich eingeschenktes Weißbier vor die Nase und weiter ging es mit dem Kartenspiel, so als wäre nichts gewesen. Und in der Tat, es war ja auch nichts weiter passiert, außer dass sich vier Freunde zum gemütlichen Kartenspiel getroffen hatten.

Wie immer verließ Herr Trinkaus gegen Abend die Runde. Er vergaß allerdings nicht Ladi noch einmal scherzhaft an seinem Ziegenbärtchen zu zupfen, worauf Herr Laden schelmisch grinste und sagte:
„Lass dich mal wieder sehen Xanderl…!“
Dr. Stoiber sowie Heiner Geißler schlossen sich dem unisono an:
„Ja also, bis nächsten Mittwoch Xandi! Kumm guat hoam!“
Mit diabolischem Grinsen ließen ihn die Bodyguards passieren.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als Herr Trinkaus über den Wiener Platz durch den Schnee in Richtung Ismaningerstraße stapfte. Urplötzlich kam ihm der Gedanke, dass der Mensch eigentlich nichts anderes ist, als ein hydraulisches System mit mephistophelischem Inhalt. Er kam aber nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn im nächsten Moment wurde er von einem Passanten angesprochen. Der kleine untersetzte Mann mit großen Kulleraugen und riesigen haarigen Nasenlöchern fragte Herrn Trinkaus nach dem Weg zum Klinikum Rechts der Isar.
Nachdem Herr Trinkaus dem Passanten den Weg erklärt hatte setzte er seinen Weg fort. Plötzlich wurde er völlig unvermittelt von einer riesigen Salzwasserwelle niedergeworfen, die sich wie aus dem Nichts vor ihm aufgebaut hatte. Oh nein, dachte Herr Trinkaus, geht das jetzt schon wieder los. An manchen Tagen war es wirklich besonders schlimm.

Nass bis auf die Haut, im Schnee liegend, prustend nach Luft schnappend, gelang es ihm nicht sofort, sich wieder aufzurichten. Beinahe hätte er es geschafft, doch dann rutschte er zu allem Unglück auch noch auf einem der zahlreichen Heringe aus, die links und rechts von ihm, wild zappelnd, auf dem Boden liegend um sich schlugen. Anscheinend Überbleibsel der Salzwasserwelle. Zum Glück kam der Mann mit den riesigen Nasenlöchern augenblicklich zurück und war Herrn Trinkaus behilflich wieder auf die Beine zu kommen. Der Mann mit den Kulleraugen verabschiedete sich erneut. Dieses Mal allerdings kopfschüttelnd und ging dann in Richtung Klinikum weiter.
Herr Trinkaus aber kehrte wie ein begossener Pudel und zudem heftig nach Fisch stinkend nach Hause, wo ihn zum Glück seine Frau schon erwartete und ihn sofort in die Badewanne setzte, um ihn ordentlich ab zu schrubben. Nachdem er ihr alles erzählt hatte was der heutige Tag so gebracht hatte, einschließlich der Salzwasserwelle, lachte seine Frau und meinte nur trocken: „Bravo! Da haben wir ja noch mal Glück gehabt.“

Als er später im rosa Bademantel in der Küche sitzend das Abendessen einnahm und seine Frau währenddessen im Bogenhauser Anzeiger blätterte, kamen beide wieder auf das leidige Thema mit dem Spezialisten in Amerika zu sprechen. Über das Internet hatte seine Frau nämlich in Erfahrung gebracht, dass dieser Arzt über einen hervorragenden Ruf verfügte. Außerdem hatte sie auch einen Artikel in der New York Times über ihn gelesen, sowie einige andere Publikationen in denen die amerikanische Fachpresse Dr. Drumbl als ausgewiesenen Spezialisten für Dichotomie - Appearance beschrieb.

Doch während sie auf ihren Mann einredete doch endlich diesen letzten Strohhalm zu ergreifen, bemerkte sie, dass dieser bereits eingeschlafen war. Sie weckte ihn behutsam wieder auf und legte ihm nahe, sich doch ins Bett zu legen. Dieser Aufforderung kam Herr Trinkaus nur zu gerne nach. Das Bett war schließlich der einzige Platz, wo er sich richtig wohl fühlte, denn im Bett war schließlich noch nie etwas passiert.
Am nächsten Tag gegen acht Uhr erhob sich Herr Trinkaus. Er hatte sehr gut geschlafen. Nach dem Frühstück machte er sich dann auf ins benachbarte Cafe Pinguin. Dort las er wie immer verschiedene Zeitungen, trank noch einen doppelten Espresso und begab sich anschließend in das nur eine Tür weiter liegende Internetcafe Login, am Max Weber Platz.

Dort informierte er sich nun selbst über diesen Dr. Drumbl und das in seiner sehr akkuraten Art und Weise. Als ehemaliger Staatsbeamter im Auswärtigen Amt war er mit Recherche und Informationsbeschaffung bestens vertraut und konnte somit sehr gut die Spreu vom Weizen trennen. Nach gründlichem Studium aller Informationen bezüglich dieses Spezialisten, der tatsächlich in New York praktizierte, kam er schließlich zu dem Schluss, dass dieser als seriös einzustufen war.

Während dieser Tätigkeit des Recherchierens dachte er mit Wehmut zurück an die Zeit, als er noch als Staatssekretär im Auswärtigen Amt tätig war. Er war sozusagen als Zeremonienmeister für den reibungslosen Ablauf von Staatsbesuchen verantwortlich gewesen. Bis es dann zu jenem bedauerlichen Zwischenfall kam, der seine sofortige Suspendierung vom Dienst nach sich zog. Seine hoffnungsvolle Karriere war damit jählings beendet.
Es war an einem herrlichen Maitag. Herr Trinkaus stand auf dem Vorplatz des Flugfeldes. Genauer gesagt stand er an der Gangway der Maschine, die gerade erst vor zwanzig Minuten gelandet war. Jeden Moment musste der Dalai Lama, der an diesem Tag Deutschland besuchte, die Gangway herunterkommen. Herr Trinkaus gab Herrn Sonnenkalb, dem Chef des Fahrdienstes schließlich das verabredete Zeichen, damit dieser den Wagen, in dem der Dalai Lama Platz nehmen sollte, näher kam. Die dunkle Limousine kam direkt neben der großen Schar von Reporten zum stehen.

Endlich öffnete sich die Tür des Flugzeugs und seine Heiligkeit kletterte lächelnd die Gangway herab. Unten angekommen trat er vor die Bundeskanzlerin Merkel sowie Herrn Steinmeier. Der Dalai Lama verbeugte sich kurz, dann wurden Hände geschüttelt sowie die üblichen Freundlichkeiten ausgetauscht. Die kleine Gruppe ging anschließend zu den bereits mit laufendem Motor wartenden Fahrzeugen. Flankiert von jeweils zwei Bodyguards, sowie dem Protokollchef Trinkaus.

Und dann passierte es. Während Herr Trinkaus den Dalai Lama und die Kanzlerin zum Wagen begleitete, sprangen aus seinem Mund plötzlich drei kleine ca. zehn Zentimeter große Chinesen mit umgehängten Kalaschnikows heraus. Kaum waren sie auf dem Boden angekommen, feuerten sie aus allen Rohren auf den lächelnden Dalai Lama.

Herr Steinmeier warf sich sofort dazwischen was seiner Heiligkeit vermutlich das Leben rettete. Und ein sehr schnell reagierender Leibwächter warf sofort eine Decke über die drei kleinen Attentäter. Doch bevor er sie zertrampeln konnte hatten sich die Chinesen bereits selbst mit Sprengstoff vernichtetet. Die Wirkung des Sprengstoffes war aber minimal. Das heißt, er genügte um die Attentäter zu vernichten. Es entstand aber darüber hinaus keinerlei Sachschaden oder etwa Personenschaden an den umstehenden Personen.
Nur der tapfere Herr Steinmeier hatte einige der Geschosse aus den Kalaschnikows in den Bauch bekommen. Da es sich aber nur um winzige Patronen handelte, konnten sie ihm anschließend gleich ambulant mit der Pinzette herausgeholt werden.

Seltsamerweise hatte auch keiner der Anwesenden Personen und das waren ja nicht wenige, einschließlich der internationalen Medienvertreter mitbekommen, woher die Chinesen kamen. Dass sie aus dem Mund von Herrn Trinkaus gekommen waren, hatte niemand bemerkt. Der Dalai Lama fand den Vorfall eher lustig, und wunderte sich nur darüber, dass Frau Merkel unentwegt ihr Bedauern über diesen ihrer Meinung nach unmöglichen sowie höchst gefährlichen Vorgang ausdrückte.
Herr Trinkaus selbst konnte einfach nicht fassen was geschehen war. Sein Verstand weigerte sich das gerade eben Erlebte zu akzeptieren.

Die internationale Presse hatte natürlich sofort über diesen Vorfall berichtet, mit dem Ergebnis, dass sich sogar George Bush dazu äußerte. Er meinte da könne man mal wieder sehen, wie raffiniert die Terroristen heutzutage vorgingen und fügte noch hinzu, dass dieser Vorfall der Beweis dafür sei, dass sein Kampf gegen den Terror unter allen Umständen weitergeführt werden müsse.

Eine Woche später allerdings wurde Herr Trinkaus zur Bundeskanzlerin ins Kanzleramt beordert. Nachdem er sich im Vorzimmer bei Frau Zeislmeyer der Bürochefin von Frau Merkel angemeldet hatte, wurde er unverzüglich eingelassen. Die Bundeskanzlerin reichte ihm zur Begrüßung die Hand und bat ihn Platz zu nehmen.

Nachdem sie selbst hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, eröffnete sie das Gespräch:
„Herr Trinkaus. Sie sind jetzt schon vier Jahre als Protokollchef im Amt. Was sagen sie eigentlich zu dem Vorfall neulich mit dem Dalai Lama?
Wie sie wissen, hatten wir dadurch eine sehr negative Presse!“
Herr Trinkaus reagierte äußerst verlegen.
„Dieser schreckliche Vorfall tut mir sehr leid Frau Merkel. Ich verstehe auch nicht wie so etwas passieren konnte. Ich kann es mir einfach nicht erklären.“
„Nun gut“, erwiderte Frau Merkel „vielleicht ist es besser, wenn sie erstmal Urlaub nehmen. Sie sehen auch gar nicht gut aus. Fühlen sie sich etwa nicht wohl?“

Bei diesen Worten wurde Herr Trinkaus plötzlich noch blasser als er eh schon war und aus seinem Mund hüpften plötzlich sechs Gottesanbeter- rinnen heraus, welche sofort mit ihren stelzenartigen Beinchen äußerst flink auf dem Schreibtisch der Kanzlerin herum turnten. Zwei der Tierchen ließen es sich auch nicht nehmen, auf dem Kopf von Frau Merkel herum zu tanzen. Daraufhin verlor die Kanzlerin die Fassung. Wild schreiend und nervös um sich schlagend verließ sie das Büro. Herr Trinkaus blieb erstmal starr vor Schreck auf seinem Platz sitzen, bis die Herren vom Sicherheitsdienst eintrafen und ihn schließlich samt Stuhl aus dem Büro hinaus trugen.

Ja so war das damals. Mittlerweile war viel Wasser die Isar hinab- geflossen. Herrn Trinkaus hatte man vom Dienst im Auswärtigen Amt suspendiert. Und nach zwei Jahren wurde er mit einer stattlichen Pension in den Ruhestand entlassen. Finanzielle Probleme hatte er keine, aber die erzwungene Untätigkeit sowie diese seltsame Krankheit machten ihm doch schwer zu schaffen. Nun setzte er also alle Hoffnung in diesen Spezialisten in New York. Nachdem er an der Kasse bezahlt hatte, verließ er das Internetcafe und machte sich auf den Weg nach Amerika.
Frau Trinkaus war hocherfreut über den Entschluss ihres Mannes nun doch endlich zu dem Spezialisten zu fliegen. Am Tag seiner Abreise verabschiedete sie ihren Mann mit den Worten:
“Komm g‘sund wieder Xanderl.“

Der Flug über den großen Teich verlief relativ ereignislos. Herr Trinkaus hatte vorsorglich - damit während des Fluges nur ja nichts passierte – kein einziges Mal seinen Mund geöffnet. Was ihm gar nicht so leicht gefallen war, da er nämlich unfreiwillig Zeuge eines Gesprächs wurde, bei dem er sich normalerweise nur zu gerne mit eingemischt hätte.

Im Flugzeug, eine Reihe hinter ihm, saßen eine Ordensschwester in strenger Tracht sowie ein kleiner Junge, der sich offensichtlich unter der Obhut dieser Schwester befand. Herr Trinkaus war gerade am einnicken, als er plötzlich folgenden Dialog hörte:
„Schwester… darf ich sie was fragen?“
„Aber natürlich mein Junge.“
„Stimmt es wirklich, dass der liebe Gott allmächtig und allwissend ist?“
„Ja, natürlich mein Junge das stimmt. Das hast du doch im Religions- unterricht gelernt.“
„Aber wenn Gott allmächtig und allwissend ist, dann muss er doch nicht seinen Sohn auf die Erde schicken um uns zu erlösen. Dann muss er doch wissen, was für Kreaturen er da erschaffen hat“.
„Aber was ist denn das für eine Frage“, antwortete die Schwester in ihrer strengen Tracht und fügte hinzu:
„Natürlich ist Gott allwissend und allmächtig. Sein Sohn ist für uns am Kreuz gestorben. Dafür haben wir jetzt den christlichen Glauben und der spendet jedem Gläubigen in schwierigen Situationen Kraft und Trost.“ Worauf der Bub zur Antwort gab:
„Ja, aber wenn jemand allwissend und allmächtig ist, dann muss er doch eigentlich wissen, was für Kreaturen er da erschaffen hat. Dann muss er doch nicht seinen Sohn auf die Erde schicken um uns zu erlösen.“
„Na, jetzt reicht es aber!“ zischte die Schwester giftig und man konnte nur noch das Geräusch einer schallenden Ohrfeige vernehmen. Danach herrschte Stille.

Herrn Trinkaus spürte plötzlich wie es in seinem Inneren zu rumoren begann, und er bekam große Angst, ob er es weiterhin durchhalten würde, seinen Mund ständig geschlossen zu halten. Beim Thema Religion reagierte er nämlich normalerweise sehr ungehalten. Denn seiner Meinung nach war die zunehmende Gottlosigkeit ein Grund dafür, dass es immer mehr Verbrechen sowie Mord und Todschlag zu gab. Wie konnte ein kleiner Junge nur so eine Frage stellen? Wie konnte so ein kleiner Junge überhaupt das Wort Gottes in Zweifel ziehen. Das war wieder der Beweis für die zunehmende Dekadenz der westlichen Gesellschaft, in der sogar schon Kinder am Wort Gottes zweifelten.

Da bewunderte er ja beinahe schon den Islam. Wer es wagte den Koran lächerlich zu machen, der spielte nicht nur mit seinem Leben, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, ereilte ihn irgendwann der Fluch eines mächtigen Mullahs. Und der war immer tödlich.

Eine plötzlich aufkommende Müdigkeit übermannte schließlich doch noch Herrn Trinkaus - zum Wohle aller Passagiere von Flug Nr. LH 410 - sodass er schließlich in einen gnädigen Schlaf verfiel. Erst bei der Landung in New York, als das Flugzeug auf dem riesigen Rollfeld des John F. Kennedy Airports etwas unsanft aufsetzte, erwachte er wieder.

Nach den umständlichen und äußerst lästigen Sicherheitskontrollen, bei denen Herr Trinkaus in eine sehr schwierige Lage geriet, da er ja seinen Mund nicht öffnen wollte, löste sich die Situation dadurch, dass plötzlich eine komplette Büffelherde durch die Halle des Flughafens donnerte. Eine echte Stampede. Im darauffolgenden Chaos konnte er gerade noch entkommen.
In der riesigen Staubwolke, die diese Herdenpanik naturgemäß verursacht, gelang es ihm sogar noch ein Taxi zu ergattern um damit zum Hotel zu gelangen. Der Taxifahrer reagierte zwar etwas verwundert über die vielen Büffel, stellte aber keine weiteren Fragen. Als New Yorker Taxifahrer hatte er schon ganz andere Sachen gesehen, als so eine langweilige Büffelherde mit johlender Indianermeute als Nachhut. Herrn Trinkaus kam wohlbehalten zum Sheraton New York Hotel, wo er die nächsten vier Wochen verbringen sollte.

Das Hotel lag unweit vom Brodway sowie der berühmten St.Patrick Kathedrale und dem Central Park. Auch das Museum of Modern Art und die berühmte Radio Music City Halle waren gerade mal zehn Gehminuten entfernt.
Ein sehr imposanter Doorman mit riesigem Zylinder, der aber doch irgendwie an einen Pausenclown erinnerte, empfing Herrn Trinkaus und entblößte bei seinem Servicelächeln eine unglaublich makellose Reihe weiß blinkender Zähne, die aber dennoch irgendwie bedrohlich wirkte.
Nachdem er an der Rezeption seine Keycard erhalten hatte, fuhr er mit dem Aufzug in den 12 Stock. Als er schließlich sein Zimmer erreicht hatte, ließ er sich erstmal ein heißes Bad einlaufen. Nach dem Bad legte er sich ins Bett und schmökerte noch etwas in einer mitgebrachten Biographie über J. W. Goethe geschrieben von R. Friedenthal.

Am nächsten Tag telefonierte er mit der Praxis von Dr. Drumbl und bekam einen Termin für den Vormittag des übernächsten Tages. Eine Mitarbeiterin bat ihn noch pünktlich zu sein, ansonsten würde eine Verweilgebühr fällig werden. Dies war in New York nicht unüblich, wie Herr Trinkaus bereits wusste, denn schließlich war er ja nicht zum ersten Mal hier. In seiner aktiven Zeit als Staatssekretär im Auswärtigen Amt, war er ja zigmal in New York gewesen, da ja bekanntlich die UNO ihren Sitz ebenfalls in New York hat.

Nach dem Mittagessen machte er einer alten Gewohnheit nach noch ein Mittagsschläfchen und ging anschließend in die Hudson Bar, im Basement des Hotels.
Hier befanden sich so viele Flachbildschirme an den Wänden, dass man gar nicht mehr wusste wo man zuerst hingucken sollte. Herr Trinkaus stöpselte seinen Laptop ein und checkte als nächstes seine Mails. Er schrieb seiner Frau, er sei gut angekommen und habe auch bereits einen Termin bei Dr. Drumbl.
Danach machte er sich auf den Weg zum Central Park. Es dämmerte bereits, als er das Hotel verließ. Die frische Luft tat ihm gut und Herr Trinkaus ging in Gedanken versunken immer tiefer in den Central Park hinein. Ein Ausspruch des alten Geheimrats Goethe gab ihm immer noch zu denken. Der Spruch lautete: „Über das Niederträchtige niemand sich beklage, denn es ist das Mächtige, was man dir auch sage.“

Konnte es wirklich sein, dass das Böse, das Schlechte das wirklich Mächtige war? Herrn Trinkaus gefiel dieser Gedanke gar nicht gut, denn er war ein Anhänger der Lehre des Positiven Denkens. Goethe hatte er eigentlich noch nie so recht gemocht.

Er kam nicht mehr dazu über diesen Satz weiter zu sinnieren, da er plötzlich in etwa fünfzig Metern Entfernung die Umrisse eines großen Pferdes wahrnahm. Der Nachtwind säuselte leicht in den Baumwipfeln. Herr Trinkaus fühlte sich plötzlich leicht sonderbar. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er sich ja alleine in einem dunklen Park befand, was auch in New York nicht unbedingt zu empfehlen ist. Doch die Neugier siegte. Er ging weiter in Richtung des seltsamen Pferdes oder der Skulptur. Voller Neugier trat Herr Trinkaus näher und stellte fest, dass es sich um ein hölzernes, bemaltes Pferd handelte, aus dessen Inneren lautes Rufen sowie wütendes Pochen erklang. Seine Stimmung oder vielmehr seine aufeinander folgenden Stimmungen schwankten zwischen Angst und Neugier. Schließlich gewann aber doch wieder die Neugier die Oberhand. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Dies war das Trojanische Pferd. Es gab keinen Zweifel.

Mit pochendem Herzen ging er seitlich an das hölzerne Pferd heran und öffnete die Luke, indem er mit der rechten Hand einen hölzernen Hebel umlegte. Überglücklich sprangen zwölf verwegen aussehende Krieger heraus, umarmten Herrn Trinkaus und bedankten sich überschwänglich für ihre Freilassung. Herrn Trinkaus war anfangs etwas schockiert, fing sich aber sehr schnell wieder, und fragte die Krieger woher sie den kämen und was sie hier wollten. Einer von ihnen trat schließlich hervor und antwortete sie seien hierher gekommen, um Troja zu befreien und ob er ihnen den Weg zum Palast zeigen könne.

Herr Trinkaus bejahte und gemeinsam gingen sie in Richtung Sheraton Hotel zurück. Als sie auf dem Rückweg am Museum of Modern Art vorbei kamen, nutzte Herr Trinkaus die Gelegenheit die fremden Krieger loszuwerden, indem er mit dem linken Arm auf das Museum zeigte und den Männern erklärte, dieses Gebäude sei der Palast, also das Herz von Troya. Die fremden Krieger wunderten sich zwar etwas über diesen hässlichen Palast, bedankten sich aber artig bei ihm und machten sich nun daran Troja zu befreien. Erleichtert setzte Herr Trinkaus schließlich seinen Weg zum Sheraton Hotel fort.

Zurück im Hotel ging er noch mal in die Hudson Bar um eine Kleinigkeit zu essen, bevor er mit dem Aufzug nach oben fuhr. Mit im Aufzug befand sich überraschenderweise der berühmte und allseits geachtete Astrologe Seni, der Herrn Trinkaus aufgeregt fragte, ob er vielleicht wüsste, wo denn der Herr Wallenstein sei.
Herr Trinkaus verneinte lächelnd und ging auf sein Zimmer. Am nächsten Morgen erwachte er gut ausgeschlafen und machte sich fertig um endlich seinen Termin bei Dr. Drumbl dem Spezialisten wahr zunehmen.

Ein Herr Derry, seines Zeichens Praxis - Bodyguard erwartete ihn bereits und bat ihn höflich im Wartezimmer Platz zu nehmen. Er saß nun neben einem goldenen Buddha, dessen feister Schädel gleichzeitig als Springbrunnen diente. Wasserfontänen sprudelten aus dem goldenen Kopf und ergossen sich dankbar in eine goldene Schale, die der Buddha andächtig mit beiden Händen fest umklammert hielt. In der gegenüberliegenden Ecke saß eine riesige schwarze Vogelspinne und las unentwegt fluchend in der New York Times. Auch Seni der berühmte Astrologe war ebenfalls im Wartezimmer und grinste glücklich, als er Herrn Trinkaus wieder sah. Er gab ihm den Rat:
„Hüten sie sich vor den Gezeichneten.“

Schließlich ging die Tür auf und Herr Trinkaus wurde eingelassen.
An den weiß gestrichenen Wänden hingen ausdrucksvolle abstrakte Gemälde. Was sie darstellten war nicht zu erkennen, aber das spielte keine Rolle, mit ihren leuchtenden Grundfarben und den breiten, kraftvollen Pinselstrichen wirkten sie auf den Betrachter wie visuelles Coffein. Dr. Drumbl, ein Mann mit graumelierten Schläfen, von stattlicher Gestalt und mit dicker Hornbrille auf der knöchernen Nase, begrüßte Herrn Trinkaus.
Die Wand hinter Dr. Drumbl war eine blutergussfarbene Masse verschie- dener Gelb- und Grautöne, die von rosaroten Adern durchzogen wurde.

Der Spezialist grinste und sagte:
„Was kann ich für sie tun, Herr Trinkaus? Womit kann ich ihnen helfen?“
„Ach Herr Doktor“, begann Herr Trinkaus: „Wissen sie bei mir kommen manchmal so seltsame Dinge aus meinen Mund, das können sie sich gar nicht vorstellen.“
„Ach ja, tatsächlich? Na dann erzählen sie doch mal.“
„Ja, also neulich in München am Max Weber Platz wurde ich von einer riesigen Salzwasserwelle erwischt. Das Ding hat mich glatt umgehauen.
Das möchte ich nicht noch mal erleben müssen. Bei meinem Hausarzt Herrn Dr. Tischbein fiel mir doch glatt ein Silberrücken aus dem Mund. Zum Glück war er noch recht klein, etwa zehn Zentimeter. Nicht auszudenken wenn der größer gewesen wäre. Na ja, ansonsten kamen Zebras, afrikanische Wildhunde, Kängurus und sogar ein Fesselballon aus meinen Mund. Der Ballon startete sofort zu einer Sightseeing-Tour. Die Leute in dem Korb winkten mir noch fröhlich zu. Bitte helfen sie mir Herr Doktor… ich halte das nicht mehr lange aus…“

Bei diesen Worten begann Herr Trinkaus zu weinen und aus den anfänglichen winzigen Tränen wurde plötzlich ein fulminanter Sturzbach, der den Spezialisten an die hinter ihm befindliche, von rosaroten Adern durchzogene Wand klatschte.
„Sehen sie, jetzt geht das schon wieder los. Verzeihen sie…!“ Stammelte Herr Trinkaus und schlug vor Schreck die Hände über den Kopf zusammen.“
Völlig perplex rappelt sich Dr.Drumbl wieder auf. Für einen kurzen Moment konnte Herr Trinkaus ungläubiges Staunen in den Augen des Spezialisten erkennen. Doch Dr. Drumbl wäre kein Spezialist gewesen, wenn er mit dieser Situation nicht fertig geworden wäre. Er war für alle erdenklichen Situationen bestens ausgerüstet. Über die Sprechanlage bat er Schwester Jenny die Taucherausrüstung zu bringen. Er zwängte sich umständlich in den Neoprenanzug und schnallte sich die Sauerstoffflasche auf den Rücken. Schwester Jenny zog ihm die Flossen über die nackten Füße.
Natürlich bemerkte Dr.Drumbl das ungläubige Staunen im Antlitz von Herrn Trinkaus und sagte deshalb zu ihm: „Keine Sorge ich bin nicht verrückt. Aber bei ihrem Krankheitsbild, und mit dieser zugegeben doch etwas unberechenbaren Symptomatik, muss man schon Vorsorge treffen.“
Anschließend watschelte er auf Herrn Trinkaus zu und begann erst mal mit der Augendiagnose. Beide Pupillen reagierten augenblicklich auf den starken Lichtreflex. Das vegetative Nervensystem schien also in Ordnung zu sein. Er verzichtete allerdings doch darauf Herrn Trinkaus zu bitten, die Zunge rauszustrecken. Stattdessen erstellte er das obligatorische Synapsenprotokoll zwecks Molekularanalyse.

Nachdem er eingestöpselt hatte, konnte er auf den Monitor erkennen, dass das gelbe Transmittersignal im oberen Frequenzbereich merkwürdig zuckte. Da war es wieder. Das typische Merkmal für eine schwerwiegende wenn nicht gar irreparable Dichotomie-Appearance Erkrankung. Bei dieser Art der Erkrankung galt als Ursache – nach dem damaligen Stand der Wissenschaft – eine Überproduktion von Dopamin sowie Serotonin Botenstoffen, die im Extremfall sogar eine verstandesmäßige Raumkrümmung bewirken konnte. Die Folge war, dass die Patienten zeitweilig unter induktiven Gravitationsschwankungen litten, die in äußerst seltenen Fällen zur Folge hatten, dass nicht mehr steuerbare Impulse die Großhirnrinden der Patienten in einen derartigen Erregungszustand versetzten, sodass mitunter die unglaublichsten Dinge aus ihren Mündern heraus geschleudert wurden.

Schließlich wandte er sich wieder Herrn Trinkaus zu:
„Die Diagnose ihres Hausarztes kann ich bestätigen. Allerdings nicht die Therapie und schon gar nicht ihre subjektive Programmierung. Ihre CPU läuft ständig auf einhundert Prozent. Eigentlich müssten sie jeden Augenblick tot umfallen. Ist ihnen denn gar nicht übel?“

„Ja, jetzt wo sie es sagen, tatsächlich mir wird schlecht.“ Bei diesen Worten wurde Herr Trinkaus plötzlich ganz weiß im Gesicht. Schwester Jenny und Dr. Drumbl waren Herrn Trinkaus sofort dabei behilflich, sich auf eine seitlich an der Wand angebrachte Liege zu legen. Als nächstes begann der Spezialist nun mit tatkräftiger Unterstützung von Schwester Jenny eine antipyretische Mixtur zusammenzustellen; Nitrumgeist, Sodiumsalicylat, Natriumsalicylicum und noch einige andere Substanzen. Eine Art Wunderwaffe bei Dichotomie Appearance Erkrankungen und natürlich von ihm selbst entwickelt.

Plötzlich rief Schwester Jenny: „Herr Doktor kommen sie schnell. Er hat einen Temperaturanstieg um zehn Grad Celcius. Das ist doch nicht möglich!“ Dr. Drumbl eilte herbei und erschrak. Herr Trinkaus schien beinahe zu glühen. Aus seinen Ohren stieg weißer Rauch auf. Aus seinen Nasenlöchern sprühten vereinzelt Funken, die Schwester Jenny sofort mit einer Fliegenpatsche erstickte. Dr. Drumbl versuchte verzweifelt Haltung zu bewahren und sagte zu dem seltsamen Patienten im Brustton der Überzeugung:
„Keine Angst Herr Trinkaus. Wir kriegen das schon wieder hin!“ Anschließend jagte er ihm die bereits vorbereitete Spritze mit der antipyretischen Mixtur in die Armbeuge. Doch dadurch schien es nur noch schlimmer zu werden. Herr Trinkaus bäumte sich auf, jaulte wie ein Hund, dem jemand unvorsichtiger Weise auf den Schwanz getreten war, und fing plötzlich so laut zu Schreien an, dass die Brille von Dr.Drumbl sowie alle gläsernen Gegenstände im Raum augenblicklich zersprangen.

Urplötzlich war ein infernalisches Dröhnen zu hören, welches sich immer mehr steigerte. Ein Lärm wie ihn Dr. Drumbl und Schwester Jenny noch nie in ihren Leben, oder besser gesagt während einer Untersuchung vernommen hatten. Beide blickten sich äußerst beunruhigt an. Schließlich erzitterte das gesamte Hochhaus vom Fundament ausgehend, immer höher und höher und das Dröhnen wurde immer noch bedrohlicher. Doch dem nicht genug. Der Mund des Patienten verwandelte sich plötzlich in einen riesigen feuerroten Schlund, der dem eines Vulkanes nicht unähnlich war, und im nächsten Moment spie Herr Trinkaus Unmengen glühender Lava sowie riesige Gesteinsbrocken heraus. Das Ende vom Lied war, dass ganz New York unter einer glühenden roten Lavaschicht begraben wurde.

Herr Trinkaus aber wurde auf Grund dieser gewaltigen Eruption in einer riesigen roten Staubwolke, die sehr stark einem Kometenschweif, glich über den großen Teich zurück nach München geschleudert. Zu seiner eigenen Überraschung landete er völlig unbeschadet mitten auf dem Münchner Max Weber Platz. Unglücklicherweise aber landete er direkt auf der stark befahrenen Kreuzung, sodass natürlich sofort ein wütendes Hupkonzert die Folge war. Herr Trinkaus rappelte sich wieder auf und irgendwie gelang es ihm tatsächlich, die hektische Kreuzung lebend und unverletzt zu verlassen.
Da stand er nun. Nun kapierte er überhaupt nichts mehr. Was war denn nun wieder passiert? Egal, es war Mittwoch. Stammtischzeit. Und so machte er sich auf den Weg in den Hofbräukeller. Dr. Stoiber, Heiner Geißler sowie Bin Laden würden sicherlich schon auf ihn warten.
Und so war es auch.

Dr. Stoiber, Heiner Geißler sowie Bin Laden erwarteten ihn bereits. Natürlich waren sie bestens informiert über die Ereignisse, die sich in Übersee zugetragen hatten. Dass Osama Bin Laden hoch zufrieden war, muss an dieser Stelle ja nicht extra erwähnt werden. Genauso auch die Missbilligung dieses Vorfalls seitens Heiner Geißler sowie Dr. Stoiber. Die beiden empfanden den Untergang von New York eher als Horrorszenario, aus dem man aber leider kein politisches Kapital schlagen konnte.

Ladi meinte nur, dass man den Ungläubigen damit wieder einen schweren Schlag versetzt habe, von dem sich die Supermacht nicht so schnell erholen würde, zumindest moralisch. Stoiber grinste nur trocken und meinte daraufhin: „Ja, Ladi das du zufrieden bist kann ich mir denken. Aber warte nur irgendwann erwischen wir auch dich.“
Dem konnte Heiner Geißler bedenkenlos zustimmen und fügte hinzu:
„Bis jetzt haben wir noch jeden gekriegt.“

Darauf stießen sie sofort an und schütteten den goldenen Gerstensaft in ihre durstigen Kehlen. Nur bei Ladi rann wie üblich die Hälfte davon links und rechts den Bart hinab. Doch ein beflissentlich herbei eilender Leibwächter putzte sofort an seinem langen schwarzen Statussymbol.
Und dann kam er. Durch ein Spalier, welches wie immer aus diabolisch grinsenden Bodyguards bestand, bewegte sich Herr Trinkaus, allerdings noch etwas unsicher auf den Beinen, in Richtung Stammtisch. Die ungewohnte Helligkeit aufgrund des gleißenden Blitzlichtgewitters verunsicherte ihn im ersten Moment, sodass er kurz stehen blieb um sich neu zu orientieren.
Doch dann ging er weiter durch das imposante Spalier und setzte sich schließlich an seinen festen Platz zum Mittwochsstammtisch im Münchner Hofbräukeller.

„Servus Xanderl schön das du wieder da bist! Guten Flug gehabt!“, brüllte Dr. Stoiber. Alle lachten sogar die ganze Pressemeute.
„Ja, alles bestens! Der Rückflug kam zwar etwas unerwartet, aber die Hauptsache ist ja, dass ich endlich wieder hier bin!“ erwiderte Herr Trinkaus bis über beide Ohren grinsend.
Nachdem sich die Fotografen verzogen hatten und Kati ihrem Trinki - wie sie ihn bereits seit dreißig Jahren liebevoll nannte - sein zweites Weißbier serviert hatte, stießen alle drei freudig an.
„Auf New York“, sagte Bin Laden und fügte hinzu:
„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Kultur-Rambo bist. Magst du bei uns mitmachen?“
Worauf Herr Trinkaus antwortete:
„Ja, grundsätzlich schon. Aber du weißt ja, dafür müsste ich ja extra konvertieren und in meinem Alter muss das nicht mehr unbedingt sein.“

Dem konnte Heiner Geißler nur zustimmen und sagte:
„Hast schon recht Xanderl. Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“
Dr. Stoiber meinte plötzlich: „Warum eigentlich nicht. Er müsste ja das Christentum nicht aufgeben, sondern nur den Islam auch noch annehmen, sozusagen eine doppelte Religionsbürgerschaft.“

Dagegen wandte sich jedoch entschieden Heiner Geißler, der gerade zu einer längeren Begründung ausholen wollte, als glücklicherweise die Kati mit den Weißwürsten ankam sowie mit einem Körbchen voller frischer Brezn.
„So die Herren! Guten Appetit allerseits!“
Mit diesen Worten stellte Kati die erfahrene Hofbräukeller-Bedienung das Speisegut auf den Tisch.
Gerade als Herr Trinkaus mit dem Essen anfangen wollte, bemerkte er plötzlich ein Ruckeln und Zwicken in seiner rechten Hosentasche. Er fasste sofort hinein um herauszufinden, welche Ursache dafür wohl in Frage käme. Schließlich zog er etwas warmes wild Zappelndes heraus.
Als er das Ding genauer ansah, stellte er fest, dass es sich um Dr. Drumbl im schwarzen Neoprenanzug mit gelben Flossen handelte.

Er stellte ihn stolz auf den Tisch und sagte:
„Na so was aber auch! Das gibt’s doch gar nicht! Das ist ja der Spezialist aus New York!“
„Neugierig blickten alle auf den zehn Zentimeter großen Dr. Drumbl der seinerseits erstaunt hinauf zu den riesigen Gesichtern der vier alten Schulspezln blickte und schließlich fragte:
„What’s happen? I can’t believe it. But it’s very interesting!“
Worauf Bin Laden spontan erwiderte:
„Du kannst ruhig Deutsch sprechen. Ich spreche hier in München auch immer Deutsch.“
„Ah, ihr kennt euch“, sagte Herr Trinkaus „wie denn das?“
„Na ja, ein bisschen war ich auch beteiligt an er ganzen Sache, rein logistisch“, antwortete Ladi. Wir brauchten ja ein Medium. Ich wusste um die Wirkung dieser Spritze. Dr. Drumbl jedoch nicht.
Aber wichtig war nur, dass du Xanderl die Spritze bekommen hast. Denn nur durch deine seltene Krankheit und der damit einhergehenden
Molekularverschiebung, konnte diese eruptive Wirkung überhaupt erst erzeugt werden. Das ist die neueste Bomben Technologie. Vor zwei Jahren haben wir das Zeug in Afghanistan entwickelt.

War viel Arbeit und außerordentlich teuer im Herstellungsprozess. Mit dieser neuen Waffe und zusammen mit der gut funktionierenden Angstindustrie, die von den Medien gemacht wird, ohne dass ich auch nur einen Dollar dafür zahlen muss, werde ich Amerika in die Knie zwingen. Ich verspreche es euch.“

Bei diesen Worten flogen zwei winzige tasmanische Teufel aus dem Mund von Herrn Trinkaus und setzten sich auf den Rand seines Bierglases. Anschließend beäugten sie mit ihren kleinen schwarzen Knopfaugen neugierig ihre Umgebung, sowie die am Tisch sitzenden Herren.
Heiner Geißler bot einem der beiden Kerlchen ein Stückchen Weißwurst an, das dieser, nachdem er vorsichtig daran gerochen, gierig hinunterschlang. Auch das andere Teufelchen bekam etwas Münchner Weißwurst, bis am Ende beide so voll gefressen waren, dass sie sich nicht mehr auf dem Rand des Bierglases halten konnten. Beide plumpsten schließlich in die Weißbiergläser und ersoffen jämmerlich, da keiner der alten Schulspezln diesem Vorgang auch nur die geringste Beachtung schenkte. Stattdessen unterhielten sie sich weiterhin aufgeregt über die Katastrophe von New York.

Daraufhin erschien der Troubadour des Jammers natürlich ebenfalls aus dem Munde von Herrn Trinkaus und begann kühn seine Trommel zu schlagen. Und dazu sang er ein berühmtes tasmanisches Trauerlied.
Doch jetzt wurde es Dr. Stoiber zu viel. Die beiden tasmanischen Teufel hatten ihn ja nicht weiter gestört, aber dieser Troubadour mit seinem Singsang und seiner Trommel ging ihm doch ganz gehörig auf die Nerven.
„Wenn sie jetzt nicht sofort Ruhe geben, dann bekommen sie von mir eine Anzeige wegen Ruhestörung!“ donnerte er los.

Die Alkoholfahne, die dem armen Troubadour bei diesen Worten entgegenschlug, brachte ihn zuerst um seinen Atem und schließlich um seinen Verstand und last but not least um sein Bewusstsein. Er fiel einfach um und lag nun bewusstlos auf dem Rücken. Zufrieden mit diesem Ergebnis wandte sich Dr. Stoiber wieder Herrn Laden zu, der weiterhin unentwegt die Vorzüge dieser neuen Bombentechnologie pries.
Als Kati wieder an den Tisch kam um neuen Nachschub an Weißwürsten zu bringen, hätte sie beinah die schwere Schüssel auf den kleinen Troubadour des Jammers abgestellt. Im letzten Moment zuckte sie zurück und fragte erstaunt in die Runde: „Ja, was ist denn das? Eine Puppe… ein Spielzeug?“
„Nein, der ist echt“, nur ein bisschen klein geraten“, antwortete Heiner Geißler. „Den können sie gerne mitnehmen“, meinte daraufhin Dr. Stoiber.
Das ließ sich Kati nicht zweimal sagen. Sie schnappte sich den Troubadour des Jammers, streichelte ihn ein wenig und steckte ihn schließlich in ihr tiefes Dekolleté. Die vier Schulspezln grinsten einvernehmlich, wie es eben nur Männer können, und spielten weiterhin Karten. Dr. Drumbl hatte natürlich auch gesehen wie die Kati diesen Troubadour des Jammers tief in ihrem Dekolleté verstaut hatte und wollte natürlich unbedingt auch dorthin.

Deshalb schrie er plötzlich lauthals los: „Ich will auch an ihren Busen! Los hebt mich hoch!“ Kati war nicht abgeneigt, auch Dr. Drumbl an ihrem Busen zu beherbergen. Worauf Herr Trinkaus jedoch energisch Einspruch erhob:
„Das kommt ja gar nicht in Frage. Sie sind und bleiben mein Spezialist und als solcher haben sie ständig bei mir zu sein.“ Anschließend packte er Dr. Drumbl zusammen mit einer Weißwurst wieder in seine Hosentasche, nicht ohne vorher noch eine Serviette um beide zu wickeln.
Schließlich kam der Wirt des Hofbräukellers Johann Greizenheiner grinsend an den Stammtisch und begrüßte seine prominenten Gäste indem er jedem von ihnen die Hand schüttelte. Nur bei Herrn Laden hatte er als streng gläubiger Katholik natürlich wie immer etwas Hemmungen. Diese ließ er sich aber nicht anmerken, sondern sagte stattdessen: „Grüß Sie Gott! Herr Laden. Schön das sie auch wieder mal reinschauen. Sehr erfreut!“

Herr Laden erwiderte betont freundlich den Gruß des Hausherrn und fügte hinzu: „Ja, bei ihnen bin ich immer gerne Herr Greizenheiner. Es gibt ja auch eine Menge zu feiern. Sie haben doch sicher auch schon vom Untergang New Yorks gehört?“
Johann Greizenheiner erbleichte. Jetzt bloß keinen Fehler machen, dachte er. Sein Grinsen hatte mittlerweile beängstigende Ausmaße angenommen. Herr Laden konnte kleine graue Speichelbläschen in den weit auseinander gezogenen Mundwinkel des Wirtes erkennen.

Doch wenn man glaubt es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Und so war es auch in diesem speziellen Fall. Eine plötzliche Müdigkeit überkam Herrn Trinkaus. Diesem sich Räkeln und Gähnen schenkte am Anfang kaum jemand der Anwesenden irgendeine Beachtung, außer Herrn Laden, der sofort zu Herrn Trinkaus sagte: „Xanderl, du bist doch nicht etwa schon müde?“ Herr Trinkaus antwortete in gähnender Art und Weise: „Irgendwie schon... ich glaub ich trink einfach noch einen doppelten Espresso.“

Der Wirt Johann Greizenheiner nahm hoch erfreut die Bestellung entgegen. Er winkte sofort die Kati herbei und war froh die Frage, welche ihm Herr Laden gestellt hatte, somit nicht beantworten zu müssen. Im nächsten Augenblick war er auch schon verschwunden. Das Gähnen das Herrn Trinkaus mittlerweile über alle Maßen plagte, wurde aber trotz des eilig hinunter gekippten Espressos immer intensiver. Er riss seinen Mund immer weiter und noch weiter auf, bis er schließlich beinahe zu ersticken drohte. Seine alten Schulspezln schauten ihn nun doch neugierig an und staunten nicht schlecht über diesen monumentalen Mund vom Xanderl. Seine Zähne waren mittlerweile nicht mehr zu sehen, stattdessen blubberte es immer bedrohlicher in seinem Biotop. Herr Trinkaus hatte zudem die Augen weit aufgerissen und es war offensichtlich für jedermann zu erkennen, dass er jetzt wieder irgendetwas seltsames ausgebrütete.
Bei dieser Art von Dehnung der Kiefergelenke, besteht natürlich immer die Gefahr der Überdehnung. Und so war es auch in diesem Fall.

Mit einem lauten Knall sprangen die Kiefergelenke aus ihrer knöchrigen Halterung. Doch dem nicht genug. Im Inneren seines Mundes bildete sich nun eine grünbraun schimmernde Masse. Kleine Bläschen sprangen hervor um sofort wieder zu zerplatzen. Heißer grüner Dampf stieg auf, und aus seinem blubbernden Mund schwappte plötzlich ein mit Zysten behängter menschlicher Eierstock heraus. Das eigenartige Gebilde hatte etwa die Größe eines gewöhnlichen Wahlplakates und schwebte in horizontaler Lage über dem Stammtisch, wie anderswo vielleicht ein Geweih oder Ähnliches. Die Runde war ja einiges gewöhnt, schließlich kannten sie sich ja bereits seit ewigen Zeiten. Aber das war nun doch sehr ungewöhnlich, was der Xanderl da wieder hervor gezaubert hatte.

Dr. Stoiber fasste sich als erster: „Ja, Xanderl was hast denn da scho wieder g‘macht? Das ist ja unglaublich?“
Fassungslos, aber zugleich mit einer gewissen Erleichterung blickte Herr Trinkaus nun selbst auf das leicht vor sich hin pulsierende Gebilde und fragte schließlich:
„Ja, was ist denn das schon wieder… Ich fass es nicht!“
Im nächsten Moment stürzten wieder einmal die Leibwächter von Bin Laden mit ihren entsicherten, automatischen Waffen herbei. Daraufhin erhob sich ein mutiger Heiner Geißler und sagte zu ihnen: „Halt nicht schießen! Das muss eine außerirdische Existenz sein.“

Auch Herr Laden gab mit einem Wink seinen Leibwächter zu verstehen, dass sie im Moment nicht gebraucht würden, worauf diese wieder unauffällig im Hintergrund verschwanden.
Alle starrten nun wie gebannt auf dieses seltsame organische Gebilde, welches plötzlich von innen heraus eine bläuliche Strahlkraft entwickelte.
Dr.Stoiber sagte schließlich: „Du Xanderl, ich glaube das ist ein Fall für deinen Spezialisten.“

Herr Trinkaus griff daraufhin sofort in seine rechte Hosentasche und holte Dr. Drumbl heraus. Es dauerte allerdings eine gewisse Zeit, bis sein Spezialist einsatzbereit war, da er über und über mit Weißwurstbrät besudelt war. Nachdem er ihn soweit sauber gemacht hatte, dass er wieder einsatzbereit war, stellte er den Spezialisten auf den Tisch.
„Herr Doktor! Schau‘n sie sich doch mal dieses Ding an. Was halten sie davon?“
Dr. Drumbl blickte auf das seltsame Gebilde und sagte im Brustton der Überzeugung:
„Typischer Fall einer durch Dichotomie-Appearance hervorgerufenen Erscheinung, die aber ihrer Natur nach im allgemeinen harmlos ist. Heben sie mich mal hoch damit ich eine Gewebeprobe entnehmen kann.“

Herr Trinkaus hob nun Dr. Drumbl hoch und dieser stach mutig mit einer Einwegspritze in den immer stärker pulsierenden Eierstock hinein. Doch das hätte er lieber nicht tun sollen. Als erstes platzte eine von den grünlich schimmernden Zysten und ihr ekliger Inhalt ergoss sich direkt in das Gesicht von Herrn Laden. Die Folge war, dass seine Gesichtshaut nach unten weg rutschte und darunter ein mosaikartiges Stahlgebilde zum Vorschein kam. Gleichzeitig fielen seine Augen aus den Augenhöhlen und kullerten über den Stammtisch, wobei das rechte Auge doch glatt das Weißbierglas von Dr.Stoiber zerschlug.

Dem linken Auge konnte Dr. Drumbl gerade noch im letzten Moment, elegant wie ein Stierkämpfer, mit einer verwegenen Drehung zur Seite hin ausweichen. Ansonsten hätte ihn die glühende Kugel doch glatt zerschmettert. Aus den leeren Augenhöhlen von Ladi blitzten Transistoren sowie glühende Drähte und Halbleiterplatinen hervor.

Dann begann sich sein Kopf immer schneller im Uhrzeigersinn zu drehen und entwickelte dabei eine Art gelblich glühenden Strahlenkranz. In der Zwischenzeit hatte sich der in unverändert horizontaler Lage über dem Stammtisch schwebende Eierstock immer mehr aufgepumpt, bis schließlich als erstes alle Zysten zerplatzten und schließlich der ganze Eierstock. Zeitgleich hatte es auch den Kopf von Herrn Laden mit einem lauten Knall zerrissen. Elektronische Bauteile aller Art flogen wie Geschosse durch die Luft und H. Geißler konnte sich gerade noch rechtzeitig wegducken. Dr. Stoiber klatschte begeistert und rief in die Runde: „Bravo! Heute ist aber wieder einiges geboten! Nicht schlecht Xanderl! Nicht schlecht!“

Auch Heiner Geißler konnte nicht anders als plötzlich los zu grinsen, da er ja doch tatsächlich angenommen hatte, dieses Ding sei eine außerirdische Existenz gewesen. Herr Trinkaus fand das Ganze zwar nicht unbedingt so lustig, denn schließlich hatte er sich ja bei dieser Aktion seinen Kiefer ausgerenkt, lenkte dann aber doch ein und sagte:

„Ha! Ha! Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen!“ Die Leibwächter von Herrn Laden kamen nun auch wieder herbei und fragten höflich ob denn alles in Ordnung sei. H. Geißler antwortete daraufhin in seiner gemächlichen Art: „Ja, natürlich! Alles in bester Ordnung.“

Daraufhin räumten die Bodyguards die Reste von Herrn Laden zur Seite und setzten einen neuen Bin Laden an den Stammtisch, der auch sofort fragte: „Na, wie war ich? Zufrieden?“
Alle grinsten bis auf Dr. Drumbl der erbost losbrüllte:
„Du hättest mich fast umgebracht mit deinem Auge. Also das müssen wir aber noch üben!

So endete auch diese Stammtischrunde wieder damit, dass die Kati noch mal auftischte, anschließend Herrn Trinkaus herzhaft abküsste und dazu mit beiden Händen sein Gesicht herzte. Dadurch sprangen sogar die Kiefergelenke wieder in ihre ursprüngliche Position zurück, sodass sogar Dr. Drumbl anerkennend ausrief: „Gut gemacht! Sie können sofort bei mir anfangen. So eine tüchtige Schwester suche ich schon seit geraumer Zeit!“
Ja, so war das damals, als die Menschheit noch die Anfänge der digitalen Steinzeit durchleben musste. Heutzutage ist das alles ja so weit perfektioniert, dass man über solche Geschichten eigentlich nur noch schmunzeln kann.

© 2007 bambulie